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Alkoholismus in Russland: Trinken bis zum Umfallen



Andre Ballin, Moskau. Ein Land trinkt sich langsam zu Tode: Jeder siebte russische Bürger hat ein Alkoholproblem. Doch solange Wodka als Allheilmittel gilt, helfen bescheidene Anti-Suff-Maßnahmen des Staates wenig.
Ein Zug der Moskauer U-Bahn läuft an der Station „Pawelezkaja“ ein. Eine Menschenmenge strömt in den Waggon. Während von hinten noch gedrängt und geschubst wird, bleiben die vorderen Fahrgäste plötzlich stehen und verziehen angewidert das Gesicht: Auf einer der Sitzbänke liegt ein Obdachloser.

Die schmutzstarrende Gestalt verströmt einen starken Geruch von Urin, Schweiß und Alkohol. Die Metro ist brechend voll, doch um den Mann herum bleibt der Platz frei. Er erregt mehr Ekel als Mitleid unter den übrigen Passagieren. Dieser Mensch ist offensichtlich auf der untersten Stufe der sozialen Leiter angekommen.

Der Mann ist kein Einzelfall. Tausende Obdachlose bevölkern die Moskauer Metro. Viele von ihnen sind Alkoholiker. Manche von ihnen hat die soziale Misere in die Sucht getrieben. Viele hat aber auch der Alkohol erst in den Ruin geführt. Sie haben ihre Arbeit verloren, haben ihre Habseligkeiten und ihre Wohnung verkauft, um den Alkohol zu finanzieren. Außer ihm haben sie nun nichts mehr.

Eine typische russische Alkoholkarriere



Ganz so tief ist Dmitri Wrubel nie gefallen. „Aber in einem ähnlich bemitleidenswerten körperlichen Zustand wie die in der Metro schlafenden Trinker war ich auch“, bekennt der Maler. 1975 in einem Sommerlager hat er als 15-Jähriger mit dem Trinken angefangen. „Ich habe eine Flasche Wein auf ex getrunken, bin ein paar Schritte gegangen und umgekippt. Aber das Gefühl der Trunkenheit hat mir gefallen“, schildert er den Anfang seiner Sucht.

Als Student trank er dann gelegentlich, auf Arbeit als Laborant schließlich regelmäßig. „Trinken war weder gut noch schlecht, es war einfach normal“, erzählt Wrubel. Tausende Arbeiter schwankten am Zahltag, dem 1. und 15. jeden Monats betrunken nach Hause. Dem kommunistischen Idealbild der Nüchternheit entsprach der sowjetische Alltag nie.

Mythos Wodka: 40-Prozentiger hilft gegen alle Zipperlein



Auch im postkommunistischen Russland wird getrunken. Alkohol gilt in Russland fast als Allheilmittel. Von Schnupfen bis zu Verstrahlung kann praktisch alles mit einem mehr oder weniger edlen Tropfen kuriert werden.

Den Schnupfen heilt angeblich ein Schluck Wodka mit Pfeffer. Bei Unterkühlung hilft Alkohol zumindest kurzzeitig. Selbst bei hohem Fieber rät die Hausmedizin zu Wodka. Der Kranke soll sich damit einreiben. Gegen Verdauungsstörungen empfiehlt der Volksmund alles Hochprozentige und selbst den Opfern des Tschernobyl-Unglücks wurde Alkohol verschrieben. Órzte erklärten, dass Rotwein gegen Verstrahlungssymptome helfe.

Neue Gesetze gegen Alkohol in der Öffentlichkeit



Doch das universelle Heilmittel hat heftige Nebenwirkungen. Etwa 20 Millionen Russen leiden an Alkoholismus. 550.000 — 700.000 Menschen sterben pro Jahr an Krankheiten, die durch übermäßigen Alkoholgebrauch hervorgerufen werden, beklagt Nikolai Gerasimenko, stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Parlament.

Die Duma-Abgeordneten haben daher beschlossen, die Trinksucht ihrer Landsleute einzuschränken. Nachdem die Reklame für Bier und Wodka bereits im vorletzten Jahr auf die späten Abendstunden beschränkt wurde, soll nun ein allgemeines Trinkverbot in der Öffentlichkeit verhängt werden.

Diese Maßnahmen begrüßt Wrubel. Gleichzeitig kritisiert der Künstler allerdings ihre Unzulänglichkeit. „Die Reklame ist zwar nicht gestattet, aber in den russischen Serien wird faktisch andauernd getrunken“, sagt er. Diese Schleichwerbung animiere die Menschen dazu, zur Flasche zu greifen, weil vermittelt werde, dass es völlig normal und richtig sei, wenn man trinke.

Trotz Entzug: Die Sucht kommt immer wieder



Dass Trinken keineswegs normal ist, hat Wrubel bereits vor langer Zeit begriffen. Doch es dauerte bis 2001, ehe er sich zum Entzug entschied. „Das Trinken fing an, mich bei der Arbeit zu stören, ich bekam massive Probleme mit dem Gedächtnis und ging zum Narkologen“, erzählt er. Ganz lässt ihn die Sucht auch heute nicht los. Einmal im Jahr erleidet er einen Rückfall, zuletzt im Juni 2006.

Eine Woche kämpfte er mit sich und dem Willen zu trinken. Am Ende übermannte es ihn und er fand erst Wochen später wieder zu sich. Doch aufgeben will Wrubel seine Kampf gegen den Alkoholismus nicht. „Wenn ich in diesem Jahr nicht rückfällig werde, dann habe ich die Sucht überwunden“, hofft er.

Quelle:(ab/epd)

 

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