Fünf Typen von Alkoholikern - Meist unauffällig, selten in Behandlung
Bethesda ? Die Zahl der Alkoholiker könnte größer sein als bisher angenommen. Der Grund: Bei etwa einem Drittel aller Erkrankten handelt es sich um junge Menschen, die ansonsten unauffällig sind und deshalb nie in ärztlicher Behandlung sind. Weitere 20 Prozent sind ältere Menschen mit guter Ausbildung, die trotz ihrer Abhängigkeit in ihrem Beruf bestehen. Nur jeder vierte Alkoholiker begibt sich jemals in Behandlung, wie aus einer Studie in Drug and Alcohol Dependence (2007; doi:10.1016/j.drugalcdep.2007.05.016) hervorgeht.
Dort beschreibt Howard Moss vom US-National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism in Bethesda fünf verschiedene Trinkertypen. Der erste Typ ist der junge erwachsene Alkoholiker, der selten (andere) Drogen einnimmt und auch keine psychischen Erkrankungen hat. Die Familienanamnese ist negativ, es gibt also keine weiteren Trinker in der Familie. Diese Personen suchen selten Hilfe wegen ihrer Abhängigkeit auf. Auf diesen Typ entfielen im National Epidemiological Survey on Alcohol and Related Conditions (NESARC), einer repräsentativen Umfrage in den USA 31,5 Prozent aller Personen mit Alkoholabhängigkeit.
Der zweite Typ ist der junge antisoziale Trinker, nach NESARC 21 Prozent aller Alkoholiker. Dieser Typ ist Mitte zwanzig. Er hat bereits früh mit dem Trinken begonnen. Mehr als die Hälfte stammt aus Alkoholikerfamilien und etwa die Hälfte hat eine bekannte antisoziale Persönlichkeitsstörung. Viele leiden unter Major-Depressionen, bipolaren Erkrankungen und Angststörungen. Mehr als 75 Prozent rauchen Zigaretten oder Marihuana, viele sind auch Kokain- oder Opiatabhängig. Mehr als ein Drittel dieser Personen sucht wegen der Alkholprobleme professionelle Hilfe.
Ganz anders dagegen der Funktionelle Typ, in der US-Umfrage waren es 19,5 Prozent aller Alkoholiker. Es handelt sich um Mittdreißiger, oft gut ausgebildet und mit Familie und stabilem Arbeitsverhältnis in der Gesellschaft integriert. Bei etwa einem Drittel gibt es eine positive Familienanamnese, ein Viertel hat Major-Depressionen und fast 50 Prozent waren Raucher.
Etwas älter ist der Intermediäre Familiäre Typ, 19 Prozent in der US-Stichprobe. Etwa 50 Prozent dieser Personen mittleren Alters stammen aus Familien mit Alkoholikern über mehrere Generationen. Etwa die Hälfte hat eine klinische Depression und 20 Prozent leiden an einer bipolaren Störung. Die meisten rauchen Zigaretten und jeder fünfte hatte in der US-Umfrage Probleme mit Kokain oder Marihuana. Nur 25 Prozent haben wegen ihrer Alkoholprobleme schon einmal professionelle Hilfe aufgesucht.
Der chronische schwere Trinker, also der klassische Alkoholiker, ist mit einem Anteil von 9 Prozent eher selten. Die Patienten sind zumeist mittleren Alters, haben früh mit dem Trinken begonnen und Alkoholprobleme entwickelt, und sie zeigen sehr häufig eine ausgeprägte antisoziale Persönlichkeitsstörung. Fast 80 Prozent kommen aus Alkoholikerfamilien. Diese Trinker haben sehr häufig andere psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, bipolare Störungen und Angststörungen. Sie rauchen häufig, konsumieren Marihuana, Kokain und Opiate. Zwei Drittel dieser Patienten suchen professionelle Hilfe wegen ihrer Alkoholprobleme. Damit sind sie in den meisten Behandlungszentren die häufigste Gruppe.
Quelle:© rme/aerzteblatt.de
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